19. Die evangelische Kirche

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Der sagenumwobene Turm der evangelischen Kirche gilt als das Wahrzeichen Grötzingens. Die deutliche Drehung des Turmhelms und die fröhliche Farbigkeit der buntglasierten Dachziegel ziehen viele Blicke auf sich. Der Sage nach wollte der Teufel die Kirche umwerfen, scheiterte jedoch an der Festigkeit der Gläubigen. Was ist nun wirklich für die Drehung verantwortlich? Wollten die kunstfertigen Erbauer damit an den Vierungsturm des Klosters Weißenburg erinnern oder geht die Drehung auf einen Fehler oder Schaden im Gebälk zurück? Die Fachleute sind geteilter Meinung.
Die 1255 erstmals erwähnte Kirche war eine Chorturmkirche mit dem Turm im Osten. Als man im 15. Jh. einen Chor anbaute, wurde dafür in die Ostmauer – heute der einzige Rest der alten Kirche – der Chorbogen eingeschnitten und mit einer Darstellung der klugen und törichten Jungfrauen geschmückt. Nach und nach wurde das alte Kirchlein samt Turm abgetragen und ein wesentlich größeres Schiff mit sehr schönen Maßwerkfenstern errichtet.
Gegen Ende des Jahrhunderts wurde schließlich der mächtige Westturm angefügt. In der offenen Turmhalle darunter stehen heute der mittelalterliche Taufstein und das Grabmal des Johann Nikolaus von Nidda (1672-1722). Aus den Zwickeln der Gewölberippen schauen vier geheimnisvolle Köpfe. Im Glockenstuhl läutet die 1621 gegossene älteste Glocke Karlsruhes.
Bei der Renovierung des Gotteshauses 1676 wurden die hölzernen Säulen und die große Empore eingebaut. Heute sind mit dem Lutherbild von August Rumm und dem Triptychon von Helmut Lingg auch Künstler des „Badischen Malerdorfs” vertreten. Im Chorraum steht das Kreuz aus der Zeit um 1500 mit einem überlebensgroßen Kruzifixus. Es beherrscht den Kirchenraum, in welchem seit der Reformation evangelischer Gottesdienst gehalten wird. 

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Vorlagen von Hans Knab, überarbeitet von Simone Dietz