29. Der Bierkeller

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Hinter dem hölzernen Tor verbirgt sich ein gut 20 Meter langer in den Berg getriebener Raum, der früher den Brauereien als Eis- und Bierkeller diente (Foto oben). Im Laufe der Zeit verwendete ihn die Bevölkerung auch schon mal als Zufluchtsort.
Während der zahlreichen Fliegeralarme des Zweiten Weltkrieges wurden jene Gewölbe, die sich auf den nördlichen wie südlichen Hangseiten Grötzingens befanden, als Luftschutzkeller genutzt. Die Grötzinger bauten dazu die nur zur Lagerung gedachten Keller aus, so dass sie als öffentliche Schutzräume dienen konnten.
Ursprünglich hatte die Durlacher Brauerei Genter den Stollen zur Aufbewahrung ihres Bieres mit Natursandstein anlegen lassen.
Im 19. Jahrhundert zählte Karlsruhe und seine Umgebung zu den größten Brauereiregionen Deutschlands. Allein in Karlsruhe gab es damals über 20 private Brauereien, die meisten im Westen der Stadt gelegen.
Sie alle benötigten Keller, um das in den Wintermonaten gebraute Bier kühl aufzubewahren. Die Bierfässer wurden in Eis eingelagert und die Räume mit Torf und Stroh abgedichtet. Das Eis erhielten die Brauereien meist von gefluteten Wiesen. Bauern und Gemeinden setzten dazu Acker- und Weideland unter Wasser, und zum Ende der Kälteperiode musste mit körperlich schwerster Arbeit das Eis blockweise herausgeschnitten und auf Fuhrwerke verladen werden. Eine solche „Eisernte bei Beiertheim” hat Friedrich Kallmorgen in einer Tuschezeichnung 1880 festgehalten (Foto unten).
Nach der Brauerei Genter nutzte noch der Bierbrauer Nagel aus Blankenloch diesen Keller in seiner ursprünglichen Funktion. Doch nach und nach konnten mit der Erfindung des Kühlaggregats durch den Ingenieur Carl von Linde diese Keller aufgegeben werden. 

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Vorlagen von Hans Knab, überarbeitet von Simone Dietz