30. Der Laubplatz

  • 30_Der Laubplatz

Nicht etwa der Platz vor dem Rathaus diente den Grötzinger Bauern als zentraler Markt- und Festplatz, sondern der hier am nördlichen Ortsrand gelegene Platz. Zunächst wurde er nach der großen Kelter auf der Westseite benannt. Erst Ende des 18. Jahrhunderts erhielt er den Namen „Marktplatz”, seit der Eingemeindung 1974 heißt er nach einem früheren Gasthaus, siehe Tafel 31. Hier wurde zwar auch Viehhandel betrieben, aber hauptsächlich sammelten an diesem Platz die Hirten der Tag- und Sommerweiden das Vieh, um es über den alten Viehweg, die heutige Bruchwaldstraße, hinauszutreiben.
Die Bedeutung des Platzes ist noch heute an seinen Ausmaßen und den ehemals hier errichteten Gebäuden zu erkennen. Neben der bereits erwähnten Kelter stand auf der Nordseite das alte Zehnthaus. Hier wurden die Abgaben, die zunächst an die Klosterverwaltung Weißenburg und später an die Markgrafen von Baden zu entrichten waren, gelagert. Das Entrichten des Zehnten wurde 1839 durch den Großherzog von Baden abgeschafft und das Gebäude konnte als Gasthaus „Zur Linde” umgenutzt werden. Der langgestreckte Bau reichte vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg bis an den Straßenrand und umfasste somit auch das heutige Freigelände (Foto oben).
Auf dem Marktplatz wurden Vieh- und Krämermärkte abgehalten und alljährlich die Kirchweih, die „Kerwe”, gefeiert. Schon 1425 werden die Feierlichkeiten  erstmals urkundlich erwähnt. Dafür wurde zum 3. Sonntag im September gebacken, gekocht, das Haus geschrubbt und Gäste eingeladen. Bei Tanz und Essen, beim Gottesdienst und beim Wein saßen die Bauern zusammen, bis die Burschen das Fest am Kirchweihdienstag in Form eines Bündels Stroh zu Grabe trugen und verbrannten. Später gehörten auch Jahrmarktbuden, ein „Hau den Lukas” und ein Karussell dazu. 

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Vorlagen von Hans Knab, überarbeitet von Simone Dietz