35. Am alten Ortsrand

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Seit den 1880er Jahren gründeten sich in Grötzingen wie überall in Deutschland zahlreiche Vereine mit den unterschiedlichsten Interessen. Die Vereine gestalteten das Dorfleben mit und spiegelten zugleich mit einer Zweiteilung in bürgerliche Vereine und Arbeitervereine eine veränderte soziale Struktur wieder. Bis 1914 waren hier 28 Vereine entstanden, zu denen neben der bereits erwähnten Freiwilligen Feuerwehr verschiedene Tischgesellschaften, der Frauenverein, die Gesangs-, Tier- und Gartenbauvereine, Sportvereine u. a. zählten.
Am alten Ortsrand, im Sträßchen „In den Weihergärten”, wo noch Anfang des 20. Jahrhunderts das Wasser der Lindenquelle offen zur Pfinz hinunter lief, stand die Sporthalle des Turnvereins „Bahnfrei”.
Vom 1890 gegründeten Turnverein Grötzingen spaltete sich 1895 der Verein Bahnfrei mit eher sozialdemokratisch eingestellten jungen Männern aus der Arbeiterschaft ab. 1903 konnte man am Rande des Dorfes eigene Flächen für einen Turnplatz erwerben. Trotz der Gefallenen des  Ersten Weltkrieges stieg die Zahl der Mitglieder von 117 im Jahr 1914 auf über 400 anfangs der 1920er Jahre. So konnte sich der Verein 1925 eine Sporthalle mit einer großen Bühne leisten.
Im Mai 1933 wurde der Verein verboten und sein Vermögen beschlagnahmt. Die Halle wurde der SA und später der Hitlerjugend zur Nutzung überlassen. Der 1946 als Rechtsnachfolger beider Turnvereine gegründete Turn- und Sportverein (TSV) erhielt die Halle zwar 1950 zurück, verkaufte sie aber an die Firma Danker und verwendete das Geld für den Ausbau der Sportanlage am Grollenberg.
Allgemein entstand die Trennung in bürgerliche und Arbeitervereine nach dem Krieg nicht wieder.
1988 wurde die Halle abgerissen und das Gelände neu bebaut. 

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Vorlagen von Hans Knab, überarbeitet von Simone Dietz