5. Jüdisches Leben in Grötzingen

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Bis 1934 hieß die Krumme Straße noch Synagogenstraße, da sich hier seit 1798 eine einfache Synagoge mit einem kleinen Schulraum und einer Wohnung für den Lehrer befand. Noch 1899 schrieb der Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Sigmund Metzger, in welcher Freude die Christen und Juden hier feierten. Knapp 40 Jahre danach, am 10.11.1938, zerstörten Nationalsozialisten das Gebäude und warfen Gebetbücher und Pergamentrollen auf die Straße. Die Nachbarn konnten das Niederbrennen zwar noch verhindern, aber die Synagoge wurde abgerissen und das Grundstück verkauft.
Mit der Thronbesteigung des Markgrafen Karl Wilhelm 1709 und seinen wirtschaftlichen Ansätzen sollte sich durch Erleichterung der Sonderzahlungen und mehr Anerkennung in den Gemeinden die Situation der Juden langsam verbessern.
So lebten Anfang des 18. Jahrhunderts nur eine Handvoll jüdischer Menschen hier in Grötzingen, gut 100 Jahre später waren es mit über 140 mehr als die katholischen Gemeindemitglieder. Die meisten lebten in eher bescheidenen Verhältnissen, nur einige wenige waren, wie die Familien Sinauer und Veith, durch den Handel zu Wohlstand gelangt.
Um 1900 zog es bereits manche in die wachsende Großstadt Karlsruhe, doch erst der Nationalsozialismus löschte die jüdische Gemeinde aus. Nach dem Aufruf zum Boykott ihrer  Läden, den hier nicht alle befolgten, der Pogromnacht und den Enteignungen hatten bereits mehrere das Land verlassen, bevor die Verbliebenen in das Lager Gurs in Frankreich deportiert wurden. Eine Gedenktafel am Rathaus 2, ein Mahnmal an der Pfinz und Stolpersteine für die neun Todesopfer vor deren ehemaligen Wohnhäusern erinnern an das grausame Schicksal. 

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Vorlagen von Hans Knab, überarbeitet von Simone Dietz