Kompaktinformationen

Die Kompaktinformationen im unteren Teil der Tafeln geben Ihnen einen kurzen Überblick zu den Inhalten an ihren Standorten.
Obige Karte ist auf jeder weiteren Tafel zu finden. Der jeweilige Standort ist mit einem roten Punkt markiert.

1.Die Rathausbrücke

Die Bauern bezeichneten früher die Büchelbergstraße als die Galopp oder den Rennweg, da sie von dort aus mit großer Geschwindigkeit mit ihren Fuhrwerken die seichte Stelle der Pfinz zum Rathaus durchqueren konnten. 1831 mahnte die Sanitätskommission, dass durch die plötzliche Abkühlung die überhitzten Pferde Ieicht erkranken könnten. Nicht zuletzt deshalb und natürlich zur Erleichterung des Verkehrs und zum Schutz gegen das Hochwasser wurde hier 1840 eine Brücke errichtet. Obwohl sie bis Kriegsende unbeschadet blieb, wurde sie am 3. April 1945 gesprengt.

2. Das Gasthaus Kanne und Johann Nikolaus von Nidda

Im 17. und 18. Jahrhundert gab es zahlreiche Gasthäuser in Grötzingen. Zu ihnen zählte auch die 1632 errichtete „Kanne”, die sich hier auf dem heutigen Niddaplatz befand. Der Name des Platzes geht auf einen ihrer Wirte, Johann Nikolaus von Nidda, zurück, der es im Dorf zu Reichtum und Ansehen gebracht hatte. Erhalten blieb nach dem Zweiten Weltkrieg lediglich der ehemalige Eingang mit dem großen Torbogen an anderer Stelle des Platzes.
Das obere Bild zeigt noch den alten Verlauf der Pfinz durch die heutige Mühlstraße.

3. Die Pfinzmühle am Niddaplatz

Durch die verhältnismäßig große Anzahl von vier Mühlen innerhalb des Dorfes wird die Bedeutung Grötzingens als Besitztum des Klosters Weißenburg deutlich. Die „Pfinzmühle”, an die ein Mühlstein und zwei behauene Steine vor bzw. am Haus Mühlstr. 8 erinnern, stand an der Mündung des Mühlgrabens in die Pfinz. Die ehemalige Getreidemühle sorgte ab 1907 zeitweise sogar für den Strom in der alten „Kanne” gegenüber, bevor sie 1930 bei einem Brand zerstört wurde.
Die Bilder lassen die Größe des Anwesens erahnen. 


4. Rathausgässle

In mittelalterlichen Dörfern waren kleine Gassen zwischen den großen Straßen üblich, um den Leuten das Wasserholen an den öffentlichen Brunnenanlagen zu erleichtern. Im Laufe der Zeit sind sie oft durch moderne Bebauungsmaßnahmen oder wie hier in Grötzingen durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges verschwunden. Ein Teil der im oberen Bild links sichtbaren Gebäude bzw. die Bauflucht dieser Seite konnte erhalten bleiben. Die rechte Seite hingegen ist verschwunden und dem heutigen Straßenverlauf gewichen. 


5. Jüdisches Leben in Grötzingen

Im 19. Jahrhundert gab es in Grötzingen eine aufstrebende jüdische Gemeinde mit einem kleinen Gotteshaus, zu dem auch die Durlacher Juden kamen. Das einfache Gebäude aus dem Jahr 1798 konnte rund 100 Jahre später noch ausgebaut werden. Wie die meisten Synagogen fiel es jedoch der Reichspogromnacht zum Opfer. Noch heute existiert der 1905 angelegte Friedhof im Gewann Hälden (Foto unten), nach dessen Fertigstellung die Juden nicht mehr auf den Verbandsfriedhof nach Obergrombach mussten, wo man seit dem 17. Jahrhundert die Toten bestattet hatte. 


6. An der Pfinz und am Mühlgraben

Bis ins 20. Jahrhundert hinein prägte die Pfinz das Bild des Grötzinger Ortskerns. An der Nordseite des heutigen Niddaplatzes floss sie nach Westen vorbei an dem ehemaligen jüdischen Handelshaus Sinauer & Veith, das nach der Enteignung durch die Nationalsozialisten zum Rathaus 2 wurde. Schmale Wege führten an ihr entlang und einfache Holzstege boten die Möglichkeit zum Überqueren.
Das untere Bild zeigt den Mühlgraben mit der ehemaligen Garantol-Fabrik links und den Häusern der jetzigen Straße „An der Pfinz”.


7. Die Mühlstrasse

Bis zur Korrektur der Pfinz lebten die Grötzinger mit dem Hochwasser und seiner zerstörerischen Kraft. Breite Wasserstraßen zogen sich mitten durch den Ortskern und ließen nur wenig Raum für den Verkehr, der bei den Überflutungen gänzlich zum Erliegen kam. Beim letzten Hochwasser 1931 war das alte Mühlgebäude durch einen Brand bereits zerstört worden und nur wenige Teile bislang wieder aufgebaut.
(Vgl. oberes Foto, die Mühle befand sich auf der rechten Seite, die kleine Steinmauer gehört zu der abgebrochenen Dreschhalle der Mühle.)


8. Vom Wirtshaus zum Kirchenraum

1632 wurde durch den Wirt Knobloch an der Stelle des heutigen Niddaplatzes das Gasthaus „Kanne” errichtet. In das prächtige Haus im Zentrum des Ortskerns kamen die Gäste so zahlreich, dass es mehrfach ausgebaut und erweitert wurde. Zuletzt machte allerdings die Inflation der 1920er Jahre auch hier nicht halt, das Areal wurde verkauft und 1922 konnte die hiesige Methodistengemeinde die Gebäude und das Anwesen erwerben. Bereits 1944 bei einem Bombenangriff wurde das Haus jedoch zerstört und die Gemeinde war wieder ohne Bleibe. 1951 errichtete sie im ehemaligen Wirtshausgarten eine neue Kirche, die Christuskapelle. 


9. Der Floßgraben

Die Steinbrüche im Norden und Süden des Dorfes waren für die Städte Durlach und Karlsruhe im 17. und 18. Jahrhundert eine bedeutende Quelle an Baumaterial. Der Transport geschah ab 1699 auf dem Wasserweg, zum Nachteil für die Bauern, die bis dahin in den Wintermonaten die Steine auf Fuhrwerken befördert hatten und so eine weitere Einnahmequelle besaßen. Hier an dieser Stelle gabelten sich die Pfinz und der Floßgraben, dessen Weg heute in etwa der korrigierten Pfinz entspricht. Blickt man den Fluss entlang, kann man die Floßgrabenbrücke sehen, die im Laufe der Zeit von Holz über Stein in Beton umgestaltet wurde (vgl. Foto oben). 


10. Die Kirchbrücke

Seit dem Jahr 1559 bestand zwischen der heutigen Mühlstraße und dem Martin-Luther-Platz eine Brücke, die den Ortskern mit dem Kirchenviertel verband. Die zweijochige Steinbrücke wurde im Laufe der Pfinzkorrektur beseitigt und durch eine Betonbrücke ersetzt.
Unterhalb der Kirchbrücke lag die Abzweigung des Floßgrabens, dem durch ein Streichwehr Wasser zugeführt wurde, damit der Verkehr mit Schiffen nach Durlach und Karlsruhe auch bei Niedrigwasser möglich blieb. 


11. Die Pfinzkorrektion

Das letzte Hochwasser, das die Pfinz weit über ihre Ufer treten ließ, erlebten die Grötzinger 1931. Drei Jahre später begann man mit dem Bau eines Entlastungskanals und eines begradigten Flussbetts. Durch die Kriegsjahre verzögerte sich die Fertigstellung innerhalb des Dorfes bis 1950 und erst 1958 vollendete man das letzte Teilstück bis nach Berghausen. Durch die starke Tieferlegung und die hohen Sandsteinmauern ist jedoch auch das ehemalige Ortsbild eines sich windenden Flusses mit seinen Ausläufern verschwunden. Die Pfinzkorrektion übernimmt den Verlauf des alten Floßgrabens.


12. Die Martin-Luther-Strasse

Bis zur Eingemeindung zur Stadt Karlsruhe trug die Martin-Luther-Straße den Namen Wilhelmstraße, nach Markgraf Wilhelm, der der Gemeinde das ehemals höfische Gelände schenkte. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hier mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Karlsruhe–Pforzheim auch der erste Grötzinger Bahnhof eingeweiht.
Wie auf dem unteren Foto (Blick zum Martin-Luther-Platz) sichtbar, waren die Straße und damit auch die Gleisanlagen bei Hochwassern der Pfinz oft überflutet.
In den 1980er Jahren wurden die Häuser der südlichen Straßenseite (auf den beiden Fotos rechts) abgerissen. 


13. Der Martin-Luther-Platz

Früher spendeten große Lindenbäume auf dem Platz und entlang der Martin-Luther-Straße Schatten. Bereits 1930 stürzten bei einem großen Unwetter einige von ihnen um und mussten entfernt werden. Daraufhin nutzte man 1933 die Gelegenheit des 450. Geburtstages von Martin Luther, den vormaligen Lindenplatz nach dem Reformator zu benennen, und ließ zu seinen Ehren auch einen Eichenbaum an der Stelle der alten Linde pflanzen. Nach der Eingemeindung Grötzingens 1974 wurde auch der angrenzende Straßenzug nach dem berühmten Theologen benannt. 


14. Das Gasthaus zum Bären

Die alte Kirchgasskelter war der Grundstock für eine Brauerei, die Christoph Hofmann 1842 hier eröffnete. Über 30 Jahre später baute sein Schwiegersohn Georg Appel das Anwesen aus und nannte das Gasthaus „Zum Bären”. Im Jahr 1900 kam durch die Durlacher Brauerei Eglau noch eine Halle entlang der Eisenbahnstraße, ein Biergarten und eine Kegelbahn dazu.
Mit den Weltkriegen veränderte sich das Schicksal des Gasthauses. Zunächst wurde es ab 1917 als Seuchenlazarett genutzt, 1920 durch die Gemeinde zu Wohnraum umgebaut und letztlich im April 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. 


15. Die Kirchstrasse

Die Kirchstraße gehört wohl zu den ältesten Verkehrswegen des Ortes und geht vermutlich auf die ersten Siedlungen der Franken im 6. und 7. Jahrhundert auf beiden Seiten der Pfinz zurück. Nach dem Zusammenwachsen der beiden Ansiedlungen war die Straße viele Jahrhunderte komplett bebaut, bis die Eisenbahntrasse sie 1861 in zwei Teile schnitt. Durch den Ausbau der Augustenburgstraße und der Unterführung der Bahn mussten noch weitere Häuser für die Verkehrsentwicklung abgerissen werden.
Die Bilder zeigen, wie dicht hier die Bebauung bis ins 20. Jahrhundert war. 


16. Das Gasthaus Zum Schwan

Schon Anfang des 18. Jahrhunderts bestand das Gasthaus „Zum Schwan”, allerdings stand es damals ein paar Häuser südlich die Kirchstraße hinauf. Nachdem man es 1762 an seinen heutigen Standort verlegt hatte, wurde das Gasthaus im Laufe der Zeit mehrfach erweitert. Zunächst errichtete der damalige Wirt Reichard Jordan den stattlichen Eckbau und später kamen auf der westlichen Seite auch noch ein Biergarten und eine Halle dazu.
Alle Gebäude fielen den Bomben der Nacht des 24. April 1944 zum Opfer. 


17. Die Kirchstrasse 11 - das Haus Burst

Noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg mussten zum Ausbau der Verkehrswege oder zur Anlage einer neuen Infrastruktur zahlreiche historische Gebäude abgerissen werden. Dazu zählte auch das Haus Burst in der Kirchstraße 11. Nach dem Verlust der Bärenhalle, die bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als Turnstätte für die Grötzinger Schüler diente, musste ein moderner Ersatz geschaffen werden.
Den alten, verzierten Sandsteintorbogen des Hauses erhielt man an der Wand des Schulgebäudes beim Aufgang zum Schulhof. 


18. Der alte Friedhof

Nach frühzeitlichen kleineren Friedhöfen am Laubplatz und um die Kirche wurde für das gewachsene Dorf und die zahlreichen Toten des 30-jährigen Krieges ein neuer Gottesacker nordöstlich des Kirchhofes angelegt. Letztlich umfasste er den Bereich des heutigen Schulhofes, eines Teils der Turnhalle, der neuen Schulgebäude und des Schwimmbads der 1960er Jahre. Nach einer weiteren Verlegung an den Ortsrand 1924 sind nur wenige Grabmäler an der Außenmauer der Kirche erhalten geblieben.
Die Bilder zeigen noch, wie weitläufig das heute bebaute Gelände war. 


19. Die evangelische Kirche

An der Stelle der heutigen evangelischen Kirche stand schon im frühen Mittelalter eine kleine Kapelle, später eine romanische Chorturmkirche. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche im gotischen Stil erneuert und vergrößert und schließlich mit der Errichtung des Westturms vollendet.
Im Inneren der Kirche dominiert der Kruzifixus eines süddeutschen Meisters aus der Zeit um 1500. Zur Ausstattung gehören ferner die Ausmalung des Chorbogens aus derselben Zeit, mehrere Grabmäler und das moderne Triptychon des Grötzinger Künstlers Helmut Lingg. (Text dieser Tafel von Dr. Peter Güß) 


20. Die Augustenburg

Die Geschichte des herrschaftlichen Anwesens Schloss Augustenburg geht ins 16. Jahrhundert zurück. Damals ließ Markgraf Christoph I. ein altes Pfründehaus zu einem Lustschloss umbauen. Karl II. errichtete 1576 die dreiflüglige Anlage, die die spätere Namensgeberin Augusta Maria 1699 umbaute und sanierte. Ende des 19. Jahrhunderts, nach dem Erwerb des Schlosses durch Otto Fikentscher, wohnten hier zeitweise weitere Maler der Grötzinger Künstlerkolonie wie Gustav Kampmann, Karl Biese und Franz Hein. Seit 1978, nach umfangreicher Sanierung und dem Neubau der Seitenflügel, wird das Schloss als Seniorenresidenz genutzt. 


21. Der Grollenberg und der Luisenhof

Von hier aus zieht sich die Straße „Am Grollenberg”, einer der Grötzinger Hohlwege, hinauf Richtung Turmberg. Sie und das gleichnamige Gewann haben ihren Namen von dem Geröll, das das Regenwasser immer wieder von den Hängen ins Tal spült.
Seitlich befindet sich der ehemalige Luisenhof, den der Bruder des Malers Friedrich Kallmorgen, Georg, 1896 für sich und seine Frau Luise als Sommerhaus anlegen ließ. Nachdem der Besitz zwischen 1924 und 1951 als Gasthaus geführt wurde, erwarb ihn die katholische Gemeinde für einen Kindergarten. Der alte Bau musste neueren Gebäuden aus den 1960er und 1980er Jahren und 2012 weichen. 


22. Das Krapphaus

1710 wurden für Markgräfin Augusta Maria weitere Bauten rund um ihren Witwensitz, der Augustenburg, fertiggestellt. Dazu zählten die Staigbrücke sowie das früher hier befindliche Stall- und Kutschengebäude. 50 Jahre nach ihrem Tod verlegten die Markgrafensöhne Friedrich und Ludwig 1778 die Durlacher Krappfabrik in das ehemalige Stallgebäude. Bereits nach wenigen Jahren wurde das Anwesen zu klein und auch die Wasserversorgung war nicht ausreichend. So ließ man die Fabrik an die Pfinz umziehen. Das alte Krapphaus wurde mehrfach umgenutzt und letztlich 1962 abgerissen. 


23. Die katholische Kirche 

In dem seit der Reformation protestantischen Dorf Grötzingen bildete sich erst mit dem späten 19. Jahrhundert eine wachsende katholische Gemeinde. In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg musste man sich noch mit der umgebauten Villa Fritsche am Standort des heutigen Pfarrhauses zufrieden geben. Doch der stetige Zuzug von Arbeitern und Bürgern aus der Residenz Karlsruhe ließ die Gemeinde für die kleine Notkirche zu groß werden, so dass 1931 die heutige Heilig-Kreuz-Kirche errichtet wurde. An die Stelle der Notkirche kam 1955 das Pfarrhaus mit dem Gemeindesaal. 

 

24. Die Patron

Ende des 19. Jahrhunderts siedelte sich die Waffen- und Munitionsfabrik, eine Tochter der Deutschen Metallpatronenfabrik, hier im Gewann Speitel an. Zur Sicherheit der Bevölkerung durfte Iediglich die Menge von zwei Eisenbahnwaggons mit Patronen im Werk gelagert werden. Nach einer kurzen Stilllegung 1918 baute man bis zum 2. Weltkrieg den Betrieb weiter aus, bis am 24. April 1944 das Werk bei einem Luftangriff jedoch fast gänzlich zerstört wurde. Obwohl man das Fabrikareal in der Nachkriegszelt erneut aufbaute und ab 1960 betrieb, wurde es Ietztlich 1972 stlllgegelegt. Heute existiert dort die Neubausiedlung der 1970er/80er Jahre.

25. Die Oberausbrücke

Bereits 1567 wird an dieser Stelle von einem "steg obenaus" berichtet, der ab 1608 als steinerner Übergang besonders den Schafhirten auf dem Weg vom Laubplatz an den Ringelberg und den Holzfuhren von Pforzheim nach Leopoldshafen diente. Im 18. Jahrhundert hatte man die kleine Brücke noch auf drei Joche erweitert, bevor sie 1824 bei starkem Hochwasser niedergerissen wurde. Den nur wenige Wochen später fertig gestellten Neubau sprengte man zum Ende des 2. Weltkrieges. Nach einem hölzernen Notbau entstand 1952 der heutige Übergang mit Sinnsprüchen der zerstörten Rathausbrücke und einem später gespendeten Heiligen Nepomuk.

26. An der Pfann

Lange Zeit waren zwei Funktionen mit diesem Platz und der Pfinz verbunden. Auf der gegenüberliegenden Flussseite wurde Wasser in den Mühlgraben eingeleitet, damit der Betrieb der Getreidemühle am Niddaplatz gesichert war. Der Überfluss wurde durch das Streichwehr wieder in die Pfinz zurückgeführt. Dort konnte man dann ab 1699 am so genannten Flözloch die Schiffe für den Steintransport nach Durlach und später auch nach Karlsruhe einsetzen.
Beide Bilder zeigen den offenen Fluss vor der Korrektion. 


27. Entlang der Pfinz

Auch für die alltäglichen Arbeiten der Frauen wurde der Fluss dringend benötigt. Sie wuschen hier auf dem Gelände der Supermärkte, den alten Feindhagwiesen, ihre Wäsche und bleichten sie hier. In dem Waschhaus, das sich am Ufer zwischen Oberausbrücke und dem Doppelwehr befand (Foto oben), stand ein Laufrad, mit dem ein Hund Wasser aus der Pfinz pumpte.
Um 1900 errichtete man neben der Bleiche eine kleine Badeanstalt für die Mädchen, bestehend aus einem halbseitig geöffneten Holzbau mit Stufen in die Pfinz. Ein bis zur Mitte des Flusses gespanntes Segeltuch sollte neugierige Blicke fern halten. 


28. s Gässle

Lange Zeit war das Gässle, das bis zur Eingemeindung 1974 Friedenstraße hieß, das östliche Ende Grötzingens. Oberhalb an der Friedrichstraße stand früher ein Tor, das den Ort von den davor liegenden Wiesen trennte.
Das 1904 von Friedrich Kallmorgen geschaffene Gemälde dieses idyllischen Sträßchens zeigt das typische Dorfleben jener Tage. Rechts auf dem Bild sind die Kinder beim Brunnen zu sehen, wie sie die Töpfe und Schüsseln aus der Küche mitgebracht haben und hier säubern. Die links zu sehenden Gänse hatten ihre Weide auf den Wiesen vor dem Tor. Erst ab 1910 besaßen die Grötzinger Häuser eine Wasserleitung. 


29. Der Bierkeller

Hinter dem verschlossenen Tor verbirgt sich einer der Eis- und Bierkeller, die es sowohl hier in der Friedrichstraße als auch am Hang des Augustenbergs in größerer Zahl gegeben hat. Sie dienten, wie hier der Brauerei Genter aus Durlach, der Einlagerung und Kühlhaltung des Bieres. Das Eis, das zusätzlich in die Stollen eingelagert wurde, schnitt man auf ausgewiesenen Eiswiesen und brachte es mit Fuhrwerken zu den Kellern.
Noch heute ist in Grünwinkel die kleine Straße „Auf den Eiswiesen” danach benannt. 


30. Der Laubplatz

Der eigentliche Marktplatz des Dorfes befand sich früher hier auf dem Laubplatz. Hier wurde nicht nur Handel betrieben, sondern die Hirten sammelten auch die Tiere der Bauern für die Sommer- und Tagweiden zusammen. Viehtriebweg war die heutige Büchelbergstraße. Von mancher alten Weide ist der Name bis heute als Gewannbezeichnung erhalten geblieben, wie z. B. von der Roßweid.
Alljährlich am 3. Sonntag im September fand für mehrere Tage auf dem Platz auch das Fest der Kirchweih statt. 


31. Das Gasthaus zum Laub und die grosse Kelter

Auf der Westseite des Laubplatzes standen das Gasthaus „Zum Laub” und die große Kelter. Das Wirtshaus war weit über Grötzingen hinaus als vornehm bekannt und zog auch das Karlsruher Bürgertum in seinen schönen Kastaniengarten. In der Kelter daneben mussten die Bauern für die Markgrafen Frondienste leisten und einen Teil des Weines in der Zehntscheuer abgeben.
Nach dem Rückgang des Rebbaus nutzte die Feuerwehr zunächst Teile der alten Kelter und errichtete nach deren Zerstörung 1944 dort einen Neubau. 1973 entfernte man auch das marode Gasthaus zu Gunsten einer Erweiterung der Feuerwehr. 


32. Die Feuerwehr

Als erste Freiwillige Feuerwehr Deutschlands gründete sich der Durlacher Verein bereits 1846 und konnte seinen Nutzen einige Monate später beim Karlsruher Theaterbrand auch gleich beweisen. In Grötzingen setzte sich diese Organisationsform erst 1874 durch. Bis dahin galt die traditionelle Feuerbekämpfung durch die Bewohner, geleitet von einem Feuerrottenmeister.
Das heutige Gebäude am Laubplatz steht an der Stelle der ehemaligen Kelter, in der man zunächst bis zu deren Kriegszerstörung die Gerätschaften einlagerte. An gleicher  Stelle errichtete man 1951 einen Neubau, der 1975 und 2010 erweitert wurde.


33. Funde aus der Frühzeit

Im Bereich der alten Gemarkung Grötzingens verweisen zahlreiche Funde auf die schon frühe Besiedlung dieser Region. Schon aus dem 2. und 3. Jahrhundert sind auf dem Turmberg, sowie bei der Staigstraße und in weiteren Teilen des Dorfes römische Funde gemacht worden. Aber wohl erst die Franken besiedelten im 6. Jahrhundert das Dorf dauerhaft, und zwar auf beiden Seiten der Pfinz. Darauf verweisen Grabstätten, die bei der Kirche wie auch hier am Laubplatz gefunden wurden.
Die untere Abbildung zeigt ein Grab mit Kurzschwert und Dolch als Beigaben. 


34. Im Unterviertel

Bis 1974 nannte man die am westlichen Rand des Ortskerns gelegene Straße nach der angrenzenden großen Kelter am Laubplatz. Die heutige Bezeichnung „Im Unterviertel” bezieht sich auf die Teilung des Dorfes in vier Viertel, die vor der Einführung der Straßennamen geläufig war.
Die Umnutzung der Kelter für die Feuerwehr vollzog sich nach und nach. Auf dem oberen Foto ist am Gebäude der für die Feuerwehr auf dem Dach aufgesetzte Schlauchtrockenturm sichtbar. Hinter den zur Straße führenden Toren waren die Spritzen und Gerätschaften untergebracht. 


35. Am alten Ortsrand

1895 gründete sich aus dem „Turnverein Grötzingen” der Verein „Bahnfrei” mit jungen, sozialdemokratischen Männern der Arbeiterschaft. Hier in den Weihergärten konnte man 1903 zunächst ein größeres Areal für einen Sportplatz erwerben. Durch die steigenden Mitgliederzahlen, die 1923 auf über 400 angestiegen waren, war man dann sogar in der Lage, eine eigene Halle mit einer großen Bühne zu errichten.
Diese wurde 1933 beim Verbot des Vereins beschlagnahmt und 1950 von den zum TSV wiedervereinigten Turnvereinen an die benachbarte Firma Danker verkauft. Nach 1988 entstanden die hier stehenden Bauten und der Spielplatz.

36. Der Turmberg und das Grötzinger Wappen

Der im Ortsteilwappen enthaltene Turm ist ein Symbol für den ehemals zu Grötzingen gehörenden Turmberg mit seiner von den Herren von Grötzingen bewohnten Burg. Erst im beginnenden 16. Jahrhundert kam der Turmberg zur Durlacher Gemarkung und wurde so zum „Durlacher Turmberg”. Das heutige Wappen, das schon im 15. Jahrhundert verwendet wurde und später ohne die badische Seite als Flecken- bzw. Gemeindezeichen zu finden ist, wird seit der Zugehörigkeit des Dorfes zur Stadt Karlsruhe als Ortsteilwappen genutzt. Für die Eingemeindung 1974 versprach Karlsruhe u. a. die Begegnungsstätte und die Emil-Arheit-Halle. 


37. Die Hühnerlochschleuse

Vor der Korrektion der Pfinz zog sich ihr Verlauf hier ein Stück weit die Straße entlang und wurde durch die kleine Hühnerlochschleuse geteilt. Der Hauptstrom führte weiter nach Durlach zur dortigen Stadtsicherung und für den Mühlenbetrieb. Über eine Stellfalle und ein langes, steinernes Streichwehr, auf beiden Fotos gut sichtbar, wurde ein Teil dem Gießbach, dem ursprünglichen Pfinzverlauf Richtung Blankenloch, zugeführt.
Zwei Stege führten über den Fluss. Hier direkt am Wehr zunächst eine kleine Holzbrücke, 1877 ersetzt durch den „Eisernen Steg” der Firma Fiessler (Foto unten), und an der Edelmänne der Übergang in das Gewann Beun (Foto oben). 


38. Das alte Schulhaus

Nach den ersten beiden kleineren Schulgebäuden wurde 1827 zunächst die damals noch zweigeschossige Schlossschule neben der Kirche errichtet. Durch die stetig wachsende Bevölkerung musste jedoch schon bald ein weiterer Neubau folgen. Einige Bürger wünschten sich diesen auf der nördlichen Seite des Dorfes. Ecke Niddastraße und Schustergasse entstand ein zweigeschossiger Bau, der nach der erneut benötigten Aufstockung der Schule im Kirchviertel den Namen „alte Schule” erhielt.
Das Gebäude wurde im 2. Weltkrieg völlig zerstört.


39. Das Rathaus

Das heutige Rathaus aus dem Jahr 1668 steht auf dem Steinsockel seines Vorgängers von 1583. An der Ostseite ist noch die Einfahrt in die kleine Halle sichtbar, die später zur Wachstube umgenutit wurde. Kunstvoll sind die Namen der Erbauer und die Ortswappen in die Eckpfosten des reich verzierten Fachwerks geschnitzt. Der Dach
 boden diente früher als Lager für Getreide und Kräuter aus den Allmenden. Die verkehrsgünstige Lage an den vier Straßen der Do,fviertel wurde im 20. Jahrhundert zum Nachteil. Erst mit der Verkehrsberuhigung in den 1970er Jahren kam die Bedeutung des alten Gebäudes wieder voll zur Geltung.