24. Die Patron

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Nördlich von hier, auf der anderen Seite der Pfinz, lag vor der Entstehung des heutigen Wohngebiets ein Stück Grötzinger Industriegeschichte. Nachdem durch den Verkauf der alten Mühle 1803 das Bannrecht aufgehoben war, siedelten sich im 19. Jahrhundert neue Mühlen an. Ab 1873 bestand im Gewann Speitel die "Obermühle", eine Sägemühle, des Mehlhändlers Georg Holzwarth. Nur wenige Jahre später verkaufte er sie an den Karlsruher Unternehmer Lorenz, der dort eine Schießwiese für die Munitlonsfabrik einrichtete.
Zum 1. Oktober 1890  übernahm die Deutsche Metallpatronenfabrik mit einer Tochterfirma das Areal.
Schon im April des Jahres hatte man begonnen, ein Fabrikgebäude, ein Laboratorium, einen Schießstand und Magazine für die fertigen Patronen und das Pulver anzulegen. Als Elektrohäuschen diente die alte Mühle. So konnte die Produktion, in der die überwlegend ungelernten Landwirte der Umgebung tätig waren, bereits am 1. November 1890 aufgenommen werden. Im Volksmund nannte man die Fabrik eher Iiebevoll "die Patron".
Nach dem 1. Weltkrieg blieb die Fabrikation zunächst noch  weitgehend stillgelegt, doch ab 1920 konnte man die Produktion von Jagd- und Sportpatronen Iangsam wieder aufbauen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der Aufrüstung in den 1930er Jahren wurde die Produktion hochgefahren und während des Krieges sogar rund um die Uhr gearbeitet. Bei dem großen Luftangriff im April 1944 wurde das Werk jedoch nahezu zerstört.
In der Nachkriegszeit nahm man ab 1960 (Foto unten)  die Fabrikation zunächst wieder auf; Iegte das Werk letztlich 1972 jedoch gänzlich still.

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Vorlagen von Hans Knab, überarbeitet von Simone Dietz