4. Rathausgässle

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Was heute eher dem gewohnten Bild einer Straße gleicht, war früher tatsächlich nur ein schmales Gässle. Durch die Zerstörungen bei dem schweren Bombenangriff im April 1944 auf Grötzingen veränderte sich das Straßenbild dieses kleinen Durchgangs zwischen Krumme Straße und Rathausplatz grundlegend. Die nördliche Seite ist nahezu vollständig verschwunden und bot nach Beseitigung der Trümmer die Möglichkeit zur Erweiterung auf die jetzige Straßenbreite. Auf der Südseite konnte ein Teil der Bebauung wieder aufgebaut werden.
Die kleine Gasse war lediglich für Fußgänger und Handkarren oder später auch für Radfahrer passierbar und diente einst als Verbindung zwischen der ehemaligen Mittel-, jetzigen Schultheiß-Kiefer-Straße und der heutigen Krummen Straße. Dort gelangte man zu der Stelle, wo die Milch noch lange Zeit mit frischem Quellwasser bis zum Verkauf kühl gehalten wurde. Auch gab es hier einen Eichbrunnen, an dem die amtliche Eichung der Fässer vorgenommen wurde. Daher hieß das Gässchen einige Zeit auch Siegelgässle. Ebenso stand hier das so genannte Armenhaus, in dem sowohl der Totengräber wohnte als auch die Handwerksburschen übernachteten, die auf ihrer Wanderung vorbeikamen.
Vom Rathaus aus gesehen, stand gleich links die Gemeinde-Sparkasse. Um den Bauern den Umgang mit der Geldwirtschaft zu erleichtern, entstanden im 19. Jahrhundert vielerorts Privatsparkassen, bei denen die Gemeinden für die eingelegten Gelder hafteten. So auch am 1. Januar 1868 in Grötzingen. Ihre Überschüsse kamen u. a. der Feuerwehr, der Wasserleitung und der Kinderschule zugute. Von ca. 1930 bis 1944 war sie in einem um 1900 errichteten Haus hier an der Stelle des heutigen Bauhofs untergebracht (Foto unten). 

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Vorlagen von Hans Knab, überarbeitet von Simone Dietz